Diese Fotoserie ist während eines Aufenthalts in Turin entstanden – einer Stadt, die mich fotografisch sofort fasziniert hat. Anders als viele andere italienische Städte, wirkt Turin auf den ersten Blick fast zurückhaltend: geometrisch, streng, manchmal kühl. Doch gerade diese architektonische Klarheit, die strengen Linien der Arkadengänge, die rhythmischen Wiederholungen von Fenstern, Pfeilern und Fassaden bieten eine ideale Grundlage für visuelle Erkundungen. Der Schwerpunkt dieser Serie lag auf dem gezielten Einsatz von Weitwinkelperspektiven. Es war ein bewusster Versuch, mich fotografisch aus der Komfortzone zu bewegen. Statt wie gewohnt Details oder klassische Kompositionen zu suchen, wollte ich dieses Mal Räume öffnen, Tiefe sichtbar machen und das Verhältnis zwischen Mensch und Architektur neu denken. Der Weitwinkel zwingt zur Nähe und er fordert ein präzises Arbeiten mit Linien, Kanten und Ebenen. Gerade in Turin, wo viele Strassenachsen langgezogen und streng gebaut sind, bot das unzählige Möglichkeiten, mit Perspektive und Komposition zu spielen. Ich habe versucht, nicht nur Gebäude zu fotografieren, sondern Räume zu lesen - Übergänge, Zwischenräume, Begegnungen von Licht und Struktur. Die Menschen, die darin vorkommen, sind keine Protagonisten, sondern Teil der Szene. Sie geben der Architektur Massstab, Richtung und manchmal auch Spannung. Turin hat mich gelehrt, dass fotografische Spannung nicht immer laut sein muss. Manchmal reicht es, still zu beobachten, geduldig zu komponieren – und zuzulassen, dass die Stadt selbst zur Erzählerin wird.